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Kampf gegen stumme Videos auf YouTube (III): Hintergrundmusik für persönliche Videos mit Microsoft Songsmith

RoadtrippingIn zwei früheren Artikeln habe ich bereits die Stummschaltung von YouTube Videos geschrieben und zwei Lösungsansätze aufgezeigt, um diese zu umgehen. Heute möchte ich eine neue Idee zur Diskussion stellen – eine Idee, die vielleicht von Vielen verlacht wird, die ich jedoch für eine schnelle und einfache Alternative zur Suche, dem Download (und vor allem Kauf!) von Gema-/Lizenz-freier Musik halte.

In letzter Zeit ist ein Microsoft durch ein neues Produkt wieder einmal zu fragwürdiger Berühmheit gekommen: Microsoft Songsmith komponiert die passende Hintergrundmusik zu eingesungenen Melodien.

YouTubeYouTube-Fans (und wahrscheinlich Microsoft-Gegner gleichermaßen) nahmen das Produkt kurz nach dem Erscheinen eingehend unter die Lupe und kamen auf die Idee, Songsmith bereits existierende Songs vorzusingen und das Programm dazu neue Hintergrundmusik komponieren zu lassen. Manche dieser Neukompositionen sind äußerst interessant, wie z.B. mein Lieblings-Songsmith-Remix „Roxanne“ von The Police in einer Latin-Version. (Hier eine Playlist verschiedener mit Songsmith geremixten Klassikern.)

Doch darum soll es in diesem Artikel nur nebenbei gehen. Egal, ob man nun Microsoft Software mag, oder nicht, und egal, ob man nun singen kann, oder nicht – meiner Meinung nach ist Songsmith eine große Hilfe, wenn es darum geht, die passende Hintergrundmusik zu einem Video zu erstellen. „Eigene Musik erstellen“ klingt mühsam und nach Zeitverschwendung. Ist es aber nicht. (An dieser Stelle sei ausdrücklich betont: Nein, ich werde nicht von Microsoft für das Verfassen dieses Artikels bezahlt.)

Songsmith Benutzeroberfläche

Man öffnet das Programm, wählt einen Musikstil, die Geschwindigkeit des Songs und singt dem Programm etwas vor. Vorsingen kann auch etwas abstrakter gesehen werden, eigentlich reicht jede Art von Gesagtem oder Gesungenem aus, um das Programm dazu Musik komponieren zu lassen. Sogar Aktienkurse oder Radionachrichten funktionieren.

Nach der Aufnahme befindet sich die fertig komponierte Hintergrundmusik im Hauptfenster und ist für ein Finetuning bereit. Weiter unten auf der Benutzeroberfläche lässt sich die Stimmung (mehr oder weniger „Happy“) und der Stil verändern (und mehr oder weniger „Jazz“). Über „Options“ rechts oben lassen sich dann auch noch die Instrumente verändern.

Hier ein Beispiel:

Für eine Diashow hätte ich gerne passende Hintergrundmusik.
Ein Freund summt gerade „Azzurro“ und erklärt sich bereit, auch in die Songsmith-Software zu singen.

Songsmith komponiert dazu Hintergrundmusik, die ich dann nach meinem Geschmack anpasse. Ich gebe zu, die neu komponierte Musik erinnert nicht im Geringsten mehr an „Azurro“, passt aber zu meiner Diashow.

Das Ergebnis könnt ihr hier betrachten:

Ich gebe zu, viele Freiheiten bietet Microsoft Songsmith im Vergleich zu Programmen wie Apples SoundGarage oder Magix MusicMaker nicht. Betrachtet man das Programm jedoch unter Gesichtspunkten wie einfacher Handhabung und schneller Produktion von mehr oder weniger brauchbarer Fahrstuhlmusik, die sich sofort in eigenen Videos verwerten lässt, dann ist diese Software für Videoschnitt-Fans durchaus empfehlenswert.

Vor allem, wenn man sicher gehen will, dass man gegen keine Copyright-Bestimmungen verstösst.

Wer die Software selbst einmal testen möchte, kann eine kostenlose Testversion von der Microsoft-Website herunterladen (98 MB)http://research.microsoft.com/en-us/um/redmond/projects/songsmith/download.html

 

Findet ihr die Software hilfreich? Diskutiert hier mit mir und anderen Lesern!

Profitmaximierung gegen Elfenbeinturm – Stumme YouTube Videos wegen Copyright-Verletzungen

In letzter Zeit häufen sich auf YouTube Mitteilungen wie diese:

nachricht-youtube

stumm_youtube1YouTube hatte bereits in der Vergangenheit Videos entfernt, die klar gegen Copyright-Bestimmungen verstiessen, wie zum Beispiel Kinofilme, Musikvideos oder Serien, die auf YouTube geladen wurden.

Seit einiger Zeit geht YouTube nun allerdings auch gegen private Filme vor, die Copyright-geschützte Musik beinhalten. Die Videos werden meist nicht ganz entfernt, das Audio jedoch stumm geschaltet. (Hier ein Beispiel)

Ich bin hin- und hergerissen, ob ich diese Vorgehen gut heissen soll. Ja, das Copyright von sowohl Video- als auch Audiomaterial sollte beachtet werden. Wenn Videoinhalte geschützt werden, sollten auch Audioinhalten dieses Recht zustehen.

Doch Kunst entsteht oft in Anlehnung an frühere oder zeitgenössische Werke. Künstler benötigen einen Grundstein, der ihnen Inspiration bietet und auf dem sie aufbauen können. Es wird gesagt, dass Pablo Picasso zunächst die Bilder seines Widersachers kopierte, um seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen – später wurde er einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts. House-Musik entstand aus dem Remixen älterer Musik und entwickelte sich zu einer vollkommen neuen Musikrichtung. Und selbst Komödien wie „Scary Movie“ sind Persiflagen bereits existierender Filme.

youtube_smallYouTube wirbt mit dem Slogan „Broadcast yourself“ und will ein Videoportal sein, auf dem man sich selbst, sein Alter Ego und seine Fähigkeiten zeigen kann. Fast könnte man meinen, YouTube wäre ein Mäzen der freien Künste, ein Förderer der Auslebung und Darstellung des eigenen ästhetischen Verständnisses.

google_logoFast. Denn YouTube ist kein Elfenbeinturm, kein Utopia für das die Gesetze der „normalen“ (und analogen) Welt nicht gelten. YouTube gehört Google, und Google ist ein börsengelistetes Unternehmen. Unternehmen streben nach einer Maximierung des Profits, was bedeutet, dass zum Erreichen dieses Ziels gewisse Spielregeln eingehalten werden müssen. YouTube muss sich deshalb unter anderem Film- und Musikindustrie zu beugen. Andernfalls würde Google unter anderem (Werbe)kunden verlieren und dazu vielleicht einen Rechtsstreit in Milliardenhöhe.

Für den normalen Anwender spiegelt sich das in stummen Videos wieder. Es kann sein, dass manche Anwender keine Videos mehr hochladen – denn nicht jeder produziert seine eigene Musik, und nicht jedem gefallen die Hintergrundgeräusche seines Videos. YouTube droht bei Verstössen gegen das Copyright nicht nur mit einer Sperrung des Benutzerkontos, sondern auch mit einer Klage. Videoschnitt-Fans, die Videos bearbeitet haben und diese nun ihren Freunden und Bekannten über YouTube zeigen möchten, könnten dadurch abgeschreckt werden.

Andererseits könnten diese neuen Richtlinieren für YouTube jedoch auch einen Wandel im Umgang mit Copyright-geschützten Medien bewirken. Nicht alles, was digital ist, ist unendlich vervielfältigbar – und vor allem die jüngere Generation, die nur mit digitalen Dateien und mit einem Internetanschluss aufgewachsen ist, sollte das lernen. YouTube könnte also hier Erziehungsarbeit leisten.

Sony wirbt mit „Jeder Moment hat seine Musik“ („Every moment has its music“), mir gefällt dieser Satz. Musik unterstreicht gewisse Momente unseres Lebens und verleiht ihnen eine besondere Note. Ohne Musik wäre unsere Welt ärmer – und unsere Videos ausdrucksloser.

Hoffen wir, dass YouTube nicht alle Videos verstummen lässt.

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Habt ihr Erfahrungen mit gelöschten/verstummten Videos auf YouTube gemacht? Was haltet ihr davon? Diskutiert über die Kommentarfunktion!